Im April 1990 gewann die neue nationale Reformbewegung DEMOS die Wahlen und bereits 8 Monate später stimmten 88,5 Prozent der Slowenen in einem Referendum für die Unabhängigkeit und damit die Loslösung von Jugoslawien. Im Frühjahr 1991 schlug die neue slowenische Regierung einen konföderativen Staat als letzten Kompromiss vor, welcher allerdings scheiterte.
Als Folge auf die slowenische Unabhängigkeitserklärung vom 25. Juni 1991 brach der 10 Tage-Krieg aus. Dieser war eine militärische Auseinandersetzung zwischen der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) und der slowenischen Territorialverteidigung (TO). Zunächst übernahmen die TO und die slowenische Polizei gemeinsam die Kontrolle der slowenischen Außengrenzen. Die Zentralgewalt in Belgrad schickte die JNA nun zum Schutz der Staatsgrenzen in jene Regionen im Grenzgebiet. Es folgten mehrere Gefechte beginnend am 27. Juni, über die die TO im Verlauf der nächsten zehn Tage die Oberhand gewann. Zahlreiche Panzereinheiten der JNA konnten ihre vorgesehenen Ziele im Norden Sloweniens nicht erreichen, da die TO nach monatelanger Vorbereitung strategisch platzierte Panzersperren an wichtigen Verkehrsknotenpunkten errichtete und so erfolgreich Gegenwehr leistete. Zudem galt Slowenien als ethnisch vergleichbar einheitlich und es gab keine großen serbischen Minderheiten mit starkem Widerstand gegen die Unabhängigkeit, wie es zum Beispiel in Kroatien oder Bosnien der Fall war. So gab es auch wenig ideologische Motivation der kroatischen und bosniakischen JNA-Soldaten gegen die slowenische Bevölkerung zu kämpfen, da sie verweigerten sich weiter für Jugoslawien einzusetzen.
Am Abend des 3. Juli willigte die JNA schließlich einen Waffenstillstand ein. Daraufhin konnte unter Vermittlung der UNO, der EG und der österreichischen Regierung das Brioni Abkommen geschlossen und damit das Ende des Konflikts erzielt werden. Als Ergebnis dieses vergleichsweise kurzen Krieges und der friedlichen Lösung starben nur wenige Menschen und der infrastrukturelle Schaden war eher gering.
Nach dem Wahlsieg der nationalkonservativen HDZ unter Franjo Tuđman im April 1990 leitete die neue kroatische Regierung erste Schritte zur staatlichen Souveränität ein. Eine Verfassungsänderung im Dezember 1990 definierte Kroatien als unabhängigen und souveränen Staat, was den Widerstand der serbischen Minderheit, insbesondere in der Krajina-Region, verstärkte.
Am 19. Mai 1991 sprachen sich 93,24 % der Wähler in einem Referendum für die Unabhängigkeit Kroatiens aus. Infolge dieses Votums erklärte das Land am 25. Juni 1991 gemeinsam mit Slowenien offiziell seine Unabhängigkeit von Jugoslawien. Auf Druck der Europäischen Gemeinschaft wurde die Umsetzung der Unabhängigkeit jedoch für drei Monate ausgesetzt.
Nach dem Ende dieses Moratoriums am 8. Oktober 1991 erklärte Kroatien endgültig seine Loslösung von Jugoslawien. Diese Entscheidung führte unmittelbar zur Eskalation der Kämpfe zwischen kroatischen Regierungstruppen und der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) sowie serbischen Milizen, womit der Kroatienkrieg begann.
Bereits wenige Wochen nach der Unabhängigkeitserklärung begannen die bewaffneten Auseinandersetzungen.
Am 25. August 1991 begann die Belagerung der strategisch wichtigen Stadt Vukovar. Über Monate hinweg wurden hier erbitterte Kämpfe geführt, die Vukovar zu einem Symbol des Widerstands und des unermesslichen menschlichen Leids machten. Die Schlacht endete, als Vukovar am 18. November 1991 an serbische Streitkräfte fiel, was zu massiven Vertreibungen und erheblichen zivilen Verlusten führte.
Parallel dazu kam es im Oktober 1991 zu Angriffen auf die historische Küstenstadt Dubrovnik. Die Beschießung der UNESCO-geschützten Altstadt zog internationale Empörung auf sich und unterstrich den destruktiven Charakter des Konflikts, der weit über militärische Zielsetzungen hinausging. [71] [73] [74]
Trotz eines von den Vereinten Nationen verhängten Waffenembargos setzten beide Seiten ihre militärischen Operationen fort. Ein Wendepunkt im Krieg war die großangelegte Offensive der kroatischen Streitkräfte, die als Operation Sturm bekannt wurde.
Operation Sturm, im Original „Operacija Oluja“, war eine entscheidende Militäroperation der kroatischen Streitkräfte im Rahmen des Kroatienkrieges. Unter der Führung von General Ante Gotovina wurde die Operation am 4. August 1995 initiiert. Ziel war es, die von serbischen Kräften besetzten Gebiete in der sogenannten Republik Serbische Krajina zurückzuerobern und damit die territoriale Integrität Kroatiens wiederherzustellen.
Innerhalb von nur wenigen Tagen erzielten die kroatischen Streitkräfte signifikante Erfolge. Bereits am 7. August 1995 war die Operation weitgehend abgeschlossen, sodass die Mehrheit der umkämpften Gebiete unter kroatische Kontrolle zurückkehrte. Der Erfolg von Operation Sturm markierte einen wesentlichen Wendepunkt im Konflikt, da er nicht nur militärisch entscheidend war, sondern auch den Weg für die anschließenden diplomatischen Bemühungen ebnete, die im Erdut-Abkommen mündeten und den friedlichen Abschluss des Krieges ermöglichten. [72] [74]
Den formellen Abschluss der Kampfhandlungen markierte schließlich das Erdut-Abkommen, das am 12. November 1995 unterzeichnet wurde. Dieses Abkommen regelte die friedliche Reintegration der östlichen Slavonien in den kroatischen Staat und bildete die Grundlage für den Wiederaufbau eines Landes, das durch jahrelange militärische Auseinandersetzungen und tiefgreifende gesellschaftliche Spaltungen geprägt war. [73]
Als sehr multiethnisch geprägte Teilrepublik wuchsen die Spannungen enorm zwischen den Bosniaken (bosnische Muslime) sowie den bosnischen Kroaten, die nicht in dem serbisch dominierten Restjugoslawien verbleiben wollten, und den bosnischen Serben. Am 15. Oktober 1991 verabschiedeten die Fraktionen der bosniakischen SDA und der kroatischen HDZ-BiH im bosnischen Parlament also ein Memorandum zur Unabhängigkeit, das von den serbischen Abgeordneten boykottiert wurde. Diese gründeten daraufhin ein eigenes „serbisches Parlament“ in Banja Luka. Am 9. Januar 1992 proklamierten die bosnischen Serben die „Serbische Republik in Bosnien und Herzegowina“ (später Republika Srpska). [21]
Nach einem von den bosnischen Serben erneut boykottierten Referendum am 1. März 1992 erklärte Bosnien und Herzegowina am 3. März seine Unabhängigkeit. Dies führte zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen bosnischen Serben auf der einen und bosnischen Kroaten sowie Bosniaken auf der anderen Seite. Die Belagerung von Sarajevo begann am 5. April 1992 mit der Einnahme des Flughafens durch die Jugoslawische Volksarmee. Sie ging mit 44 Monaten als längste Belagerung einer Stadt im 20. Jahrhundert in die Geschichte ein. Nach der Anerkennung Bosnien und Herzegowinas durch die Europäische Gemeinschaft am 6. April 1992 eskalierten die Kämpfe im gesamten Land.
Neben den bosnisch-serbischen Streitkräften VRS und der Unterstützung aus Belgrad durch die JNA, bildeten sich zahlreiche paramilitärische Gruppen wie beispielsweise „Arkans Tiger“ oder die „Weißen Adler“. Unter der Führung des General Ratko Mladić beschossen und belagerten sie zahlreiche Städte Ostbosniens mithilfe von Granaten und Artillerie, um die Region zu erobern und alle Nicht-Serben zu vertreiben. [22]
Diese Form des Ultranationalismus mündete in ethnischen Säuberungen. Es wurde klar, dass die Regierung der Republika Srpska die Homogenisierung der eroberten Gebiete als oberste Priorität nahm. Nach dem Frühsommer 1992 errichtete sie etwa 400 teilweise KZ-ähnliche Gefangenenlager, wie das Lager Trnopolje in Prijedor und das Lager Manjača nähe Banja Luka. Hier wurden Männer, Frauen und Kinder unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten. Es kam außerdem zu brutalen Gewaltverbrechen von serbischer Seite, die nicht selten Massenhinrichtungen, Vergewaltigungen, Folter und Verstümmelungen beinhalteten. Im Verlauf der nächsten 3 Jahre starben Schätzungen zufolge rund 100 000 Menschen. [23][24]
Das Massaker von Srebrenica im Juli 1995 gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Zwischen dem 11. und 19. Juli 1995 eroberten bosnisch serbische Truppen die zuvor von der UNO als „Schutzzone“ deklarierte Stadt Srebrenica. In den darauffolgenden Tagen wurden mehr als 8.000 bosniakische Männer und Jungen systematisch ermordet. Dieses Verbrechen wurde sowohl vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien als auch vom Internationalen Gerichtshof als Völkermord anerkannt. [25]
Dieses Massaker war letztendlich der Anlass für das Einschreiten des Westens. Trotz mehrerer internationaler Vermittlungsversuche, konnte der Krieg erst durch das Eingreifen der NATO und intensive diplomatische Bemühungen beendet werden. Im November 1995 wurde das Dayton-Abkommen unterzeichnet, das den Krieg offiziell beendete und Bosnien und Herzegowina in zwei Entitäten aufteilte: die Föderation Bosnien und Herzegowina, mehrheitlich von Bosniaken und Kroaten bewohnt, und die Republika Srpska. Dieses Abkommen legte den Grundstein für den Wiederaufbau und die politische Neuordnung des Landes. [26]
Das Kosovo hatte innerhalb Jugoslawiens gemeinsam mit der Vojvodina eine Sonderstellung. Zunächst waren diese beiden Gebiete (im Fall der Vojvodina immer noch) Teil Serbiens, beziehungsweise der serbischen Teilrepublik. In der jugoslawischen Verfassung von 1974 wurde, neben einigen anderen konföderativen Elementen, der Status der beiden Gebiete als autonome Provinz etabliert. Sie erhielten weitegehend die gleichen Kompetenzen, Organstrukturen und Entscheidungsverfahren wie die sechs jugoslawischen Teilrepubliken. Trotz dessen fühlte man sich missverstanden und politisch von der Zentralregierung in Belgrad erniedrigt. Neben der politischen Unterdrückung, fand auch ein Ausschluss der Kosovo-Albaner aus dem sozialen sowie kulturellen Leben statt, beispielsweise durch das Verbot der albanischen Sprache in Bildungseinrichtungen. Unter Slobodan Milošević wurde dann auch noch der Autonomiestatus des Kosovo faktisch aufgehoben, was zu massiven Protesten der kosovo-albanischen Bevölkerung führte, die mit Streiks und Boykotten gegen die serbische Vorherrschaft kämpfte. [28][29]
Ab 1991 organisierte die kosovo-albanische Bevölkerung eine eigene Schattenregierung unter Ibrahim Rugova und seiner Partei „Volksbewegung von Kosovo“ (LDK). Er setzte sich für eine gewaltfreie Lösung des Kosovokonflikts ein. Diese Strategie des friedlichen Widerstands wurde jedoch zunehmend in Frage gestellt, insbesondere mit dem Aufstieg der bewaffneten „Befreiungsarmee des Kosovo“ (UÇK) ab Mitte der 1990er-Jahre. Die UÇK war eine paramilitärische nationalistische Terrororganisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die serbische Herrschaft über das Kosovo zu beenden und die Unabhängigkeit der Provinz durch bewaffneten Widerstand zu erkämpfen. Sie führte ab 1996 gezielte Angriffe auf serbische Polizei und Verwaltungseinrichtungen durch und errichteten „befreite Gebiete“, die allerdings schnell von den überlegenen serbischen Kräften eingenommen wurden. Innerhalb von etwas mehr als 2 Jahren begangen sie 21 Mordanschläge. Widerstand wurde von serbischer Seite durch die paramilitärische Sonderpolizei, der JNA und das Paramilitär „Arkans Tiger“ geleistet, die mit insgesamt fast 20 000 Mann der UÇK mit ihren
1998, das Jahr des Kriegsbeginns, errichtete das serbische Militär seine Stellungen so, dass es mit seiner Artillerie das gesamte Gebiet abdecken konnte. Damit war Serbien einen Schritt näher an seinem Ziel, eine systematische Vertreibung der Albaner durchzuführen. So erzeugte die UÇK gemeinsam mit Serbien eine humanitäre Katastrophe, die in der NATO-Intervention endete. Man versuchte es jedoch zuerst einen politischen Ausweg zu finden. Auf Schloss Rambouillet bei Paris begannen Friedensgespräche und es wurde ein völkerrechtlicher Vertrag entworfen (Vertrag von Rambouillet). Jedoch scheiterte der Vertrag am 19. März 1999 durch die Nichtunterzeichnung durch Jugoslawien und man ging zu militärischen Mitteln über. [33][34][35]
Die „Operation Allied Force“ begann am 24. März und umfasste vor allem den Einsatz von Lufteinsätzen gegen zivile und militärische Hochwertziele. Jedoch wurden während der Operation vermehrt infrastrukturelle Ziele getroffen und zusätzlich lag kein UN-Mandat vor, was sie völkerrechtlich kritisch macht. Als erster Kampfeinsatz der deutschen Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg, ging diese Militäroperation in die Geschichte ein. Das Abkommen von Kumanovo am 9. Juni 1999 beendete den Kosovokrieg und regelte den Rückzug serbischer Truppen aus dem Kosovo. Zudem ebnete es den Weg für die für die Stationierung der KFOR (Kosovo Force), einer internationalen Friedenstruppe unter NATO-Führung, die für die Sicherheit und Stabilität sorgen sollte. Die UN-Resolution 1244 vom 10. Juni bestätigte diese Regelung und stellte das Kosovo unter UN-Verwaltung. [36][37]
©2025 David Krpesic-Zorzi & Lena Weiß
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